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Spitalsinfektionen – Wenn der Heilungsort zur Gefahr wird

  • Autorenbild: Länger Leichter Leben
    Länger Leichter Leben
  • vor 2 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Krankenhäuser sind Orte der Heilung – und doch kommt es dort immer wieder zu Infektionen, die Patienten zusätzlich gefährden. Diese sogenannten Spitalsinfektionen oder im Fachjargon nosokomialen Infektionen gehören zu den größten Herausforderungen moderner Medizin.


Rund 1 bis 5 Prozent aller Spitalspatientinnen und -patienten sind laut Schätzungen betroffen. In Österreich spricht man von etwa 95.000 Spitalsinfektionen pro Jahr. Die Bandbreite reicht von leichten Harnwegsinfekten über Entzündungen an Venenkanülen bis hin zu lebensbedrohlichen Verläufen, die jedes Jahr schätzungsweise 2.000 bis 3.000 Todesfälle verursachen.


Warum entstehen Spitalsinfektionen?


Die Ursachen sind vielfältig – und nur zum Teil vermeidbar.


1. Faktoren beim Patienten selbst

Manche Menschen sind von vornherein stärker gefährdet. Dazu zählen:


  • Hohes Alter

  • Schwere Grunderkrankungen (z. B. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

  • Große Operationen oder Traumata

  • Ein geschwächtes Immunsystem, etwa durch Chemotherapie oder bestehende Infektionen


Diese sogenannten endogenen Risikofaktoren können kaum beeinflusst werden – sie machen aber deutlich, warum gerade ältere und chronisch kranke Patienten besonders anfällig sind.


2. Übertragung von außen

Zusätzlich können Keime von außen auf den Patienten übertragen werden – durch andere Patienten, Besucher oder das medizinische Personal. Hier spielt die Spitalshygiene eine entscheidende Rolle.


Hygiene – die wichtigste Waffe gegen Krankenhauskeime


Das Wort „Hygiene“ geht auf die griechische Göttin Hygieia, Tochter des Heilgottes Asklepios, zurück. Sie steht für Sauberkeit, Reinheit und Gesundheit – Werte, die auch heute noch im Zentrum der modernen Spitalsmedizin stehen.


Die Händehygiene ist dabei das mit Abstand wichtigste Instrument, um Infektionen zu verhindern.


Händedesinfektion rettet Leben

Regelmäßiges und korrektes Händewaschen sowie das Desinfizieren der Hände zwischen Patientenkontakten sind zentrale Maßnahmen – nicht nur für Ärztinnen und Pflegekräfte, sondern auch für Besucher.


Denn Keime werden buchstäblich von Hand zu Hand weitergegeben. Daher gilt:


  • Vor und nach jedem Patientenkontakt Hände desinfizieren.

  • Beim Betreten und Verlassen von Patientenzimmern Desinfektionsmittelspender nutzen.

  • Auch Besucher sollten sich bewusst an Hygieneregeln halten, um Angehörige zu schützen.


Antibiotika – Segen und Risiko zugleich


Ein weiteres zentrales Thema im Zusammenhang mit Spitalsinfektionen ist der Umgang mit Antibiotika.

Antibiotika sind lebensrettende Medikamente – doch ihr übermäßiger oder ungezielter Einsatz führt zur Entstehung resistenter Keime, die gegen gängige Mittel nicht mehr wirken. Diese sogenannten Antibiotikaresistenzen gehören heute zu den größten globalen Gesundheitsproblemen.


Weniger ist manchmal mehr


Antibiotika sollten nur dann verschrieben werden, wenn klar ist, dass es sich um eine bakterielle Infektion handelt. Bei viralen Infekten (wie Erkältung oder Grippe) sind sie wirkungslos – und fördern nur die Resistenzbildung.


Deshalb gilt:


  • Antibiotika nur nach ärztlicher Abklärung und Laborbefund.

  • Kein Antibiotikum auf Vorrat oder „zur Sicherheit“.

  • Gezielte Behandlung statt Breitbandmittel, wann immer möglich.


Verantwortung von Ärzt:innen und Patient:innen


Auch Patientinnen und Patienten können aktiv mithelfen: Fragen Sie nach, ob ein Antibiotikum wirklich notwendig ist, und vertrauen Sie auf den ärztlichen Rat. Ein zu früher oder zu häufiger Einsatz kann langfristig mehr schaden als nützen.


Intensivstationen – Hochrisikobereich für Spitalskeime


Besonders gefährdet sind Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen. Dort sind die Menschen schwer erkrankt, oft beatmet, mit Kathetern oder Schläuchen versorgt – ideale Eintrittspforten für Keime.


Schätzungen zufolge entwickeln bis zu 20 % der Intensivpatienten eine nosokomiale Infektion. Zwar verlaufen viele davon mild, doch in einem ohnehin geschwächten Körper kann eine zusätzliche Infektion schwerwiegende Folgen haben.


Deshalb gelten hier besonders strenge Hygieneregeln, und das Personal wird regelmäßig geschult.


Die Keime in uns – Freund und Feind zugleich


Nicht alle Bakterien sind gefährlich. Unser Körper ist von Milliarden Mikroorganismen besiedelt, die uns sogar schützen. Doch unter bestimmten Bedingungen – etwa bei geschwächtem Immunsystem oder nach einer Operation – können diese harmlosen Begleiter zu Krankheitserregern werden.


Diese sogenannten opportunistischen Keime zeigen, wie empfindlich das Gleichgewicht in unserem Körper ist.


Was können wir alle tun?


Jede und jeder von uns kann dazu beitragen, die Ausbreitung von Krankenhauskeimen zu verhindern:


  1. Händehygiene ernst nehmen.

    Desinfizieren Sie Ihre Hände beim Betreten und Verlassen von Spitälern oder Patientenzimmern.


  2. Antibiotika bewusst einsetzen.

    Verlangen Sie keine Antibiotika „auf Verdacht“. Vertrauen Sie Ihrem Arzt und fragen Sie nach

    Alternativen.


  3. Aufklärung und Schulung unterstützen. Hygiene-Trainings für medizinisches Personal und Informationskampagnen für Patienten sind entscheidend.


  4. Eigenverantwortung übernehmen.

    Wer krank ist, sollte sich selbst und andere schützen – durch Hygienebewusstsein, Achtsamkeit und Rücksichtnahme.


Fazit: Wachsamkeit schützt Leben


Spitalsinfektionen werden sich nie vollständig vermeiden lassen. Doch mit konsequenter Hygiene, verantwortungsvollem Antibiotikaeinsatz und bewusster Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegepersonal und Patienten kann das Risiko erheblich gesenkt werden.


Jede saubere Hand, jede überlegte Verschreibung und jeder informierte Patient sind Schritte zu einem sichereren Gesundheitssystem – und zu einem Längeren. Leichteren. Leben.


 
 
 

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